Auslandssemester in England:Erasmus light

Infolge des Brexits sind die Hürden für einen Studienaufenthalt in England höher geworden, auch in finanzieller Hinsicht. Wie er trotzdem gelingen kann.

Von Jeannette Goddar

London oder Leeds, Oxford oder Manchester, Glasgow oder Belfast? Über Jahrzehnte stand das Vereinigte Königreich ganz selbstverständlich auf der Destinationsliste deutscher Studierender. Dann kam am 31. Januar 2020 der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union, und kurze Zeit nach ihm - obgleich das nicht zwingend war - aus dem Erasmus-Mobilitätsprogramm. Die Folge: Bereits im vergangenen Jahr gaben neun von zehn deutschen Hochschulen in einer Umfrage des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft an, wichtige Kooperationspartner verloren zu haben.

Was sollten Studierende nun beachten? Wer für ein oder zwei Semester mit "Erasmus+", wie das Programm offiziell heißt, nach Großbritannien möchte, tut gut daran, sich zu sputen. "Für das kommende Wintersemester kann eine Bewerbung noch drin sein", erklärt Ruth Krahe, Leiterin des Londoner Büros des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Die laufende Programmphase wurde pandemiebedingt bis Mai 2023 verlängert. Weil der Termin mitten im Sommersemester liegt, dürfte ein Aufenthalt in diesem dann nur noch verkürzt möglich sein.

Interessenten sollten sich gezielt nach Hochschul-Partnerschaften erkundigen

In kleinerem Umfang wird es aber weiterhin Erasmus-Austausch der in diesem Bereich kooperierenden Hochschulen geben, darauf macht die Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit aufmerksam. Die neue Programmphase ist so konzipiert, dass Hochschulen künftig ein Fünftel ihres Erasmusbudgets in weltweite Mobilität investieren können, also auch in Richtung Großbritannien. Ansprechpartner sind wie bisher die internationalen Büros der Heimat-Hochschulen.

Dort können Studierende zudem nach Kooperationen mit Hochschulen im Vereinigten Königreich fragen. Im Rahmen von Partnerschaften können Hochschulen einen Erlass der Studiengebühren vereinbaren, die nun das größte Hindernis darstellen. Allzu viel Optimismus ist allerdings unangebracht: Meist sind es nur wenige Plätze, die Studierende aus Deutschland gebührenfrei einnehmen dürfen.

Mithilfe einiger Sonderregelungen sinken die Kosten fürs Studium

Auch der DAAD hat mit mehreren Hochschulen vereinbart, dass von ihm geförderte Masterstudierende keine oder reduzierte Studiengebühren bezahlen. Acht Hochschulen stehen bisher auf der Liste, darunter vier in London sowie weitere in Warwick, St. Andrews, Essex und Bristol. "Und die Liste wird länger werden", verspricht Krahe. Zugleich greift der DAAD seinen zurzeit rund 100 Masterstipendiaten an britischen Hochschulen seit diesem Jahr bei den Studiengebühren stärker unter die Arme. Bis zu 18 000 Euro können nun erstattet werden, vor dem Brexit waren es 6800.

Schwierig bleibt die Lage vor allem für jene, die ihr gesamtes Studium an einer britischen Hochschule absolvieren wollen. Für sie sind statt der verglichen mit Deutschland bisher schon hohen Home Fees nunmehr jährliche Gebühren zwischen 15 000 und 35 000 Euro fällig. Der einzige Lichtblick, den die britische Regierung 2021 schuf: Wer in Großbritannien einen Master abschließt, darf danach zwei Jahre im Land bleiben, um dort auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Für Doktoranden gilt eine Drei-Jahres-Regelung.

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