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Studierende im Gegenlicht in einem Gebäude des Berliner Studierendenwerks.

© Christoph Soeder/dpa

Hochschulzugang für Geflüchtete: Aus der Ukraine an die Uni? Vieles ist unklar

Bund und Land wissen nicht, mit wie vielen Geflüchteten Berliner Hochschulen rechnen können. Umstritten sind gemeinsame Programme mit russischen Studierenden.

Wie viele Studierende aus der Ukraine sind schon in Berlin, wie viele kommen noch als Kriegsflüchtlinge und wie viele von ihnen wollen und können hier ein Studium aufnehmen oder weiterstudieren? All das sind offene Fragen – und Planungen der Verwaltungen und Unis entsprechend vorläufig. Das wurde am Montag im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses bei einer Anhörung deutlich.

So sagte Kornelia Haugg, Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, die DAAD-Programme für Studierende aus Syrien sollten nun auf Ukrainer:innen zugeschnitten werden. „Wobei wir nicht wissen, wie viele in die Ukraine zurückgehen werden“, schränkte Haugg ein. Auch Herbert Grieshop, Leiter der Abteilung Internationales an der Freien Universität, sagte: „Wir wissen nicht, was die Bedarfe für das Wintersemester sein werden.“

Bei den bereits eingegangenen Bewerbungen für Masterstudienplätze sei der Anteil der Ukraine gegenüber der Vorkriegszeit nicht signifikant gestiegen. Für das Studienkolleg, das ukrainische Schulabsolventen besuchen müssen, um ein Äquivalent zum Abitur zu erwerben, rechne man mit einer leichten Steigerung.

[Zahlen zu Studierenden im Sommersemester veröffentlichte der Senat zuletzt im April: Was Berlin für Studierende aus der Ukraine tut]

Doch Erfahrungen aus den Sprachkursen zeigten, so Grieshop: „Viele gehen in die Ukraine zurück.“ Für sie könnten andere Interessenten nachrücken. Ab dem Herbst sollen drei neue Intensivkurse für 75 Teilnehmer starten.

Ukrainer und Russen in einem Wohnheim? Bitte nicht!

Beim Studierendenwerk Berlin zeichnet sich unterdessen ein großer Beratungsbedarf der Geflüchteten und der schon länger hier lebenden Ukrainer:innen ab. 15 Prozent der gesamten Beratungszeit werde derzeit dieser Gruppe gewidmet, berichtete Geschäftsführerin Petra Mai-Hartung.

Studierende gehen in Gruppen über den Campus einer Universität.
Eine größere Nachfrage erwartet die FU für das Studienkolleg und für Deutsch-Intensivsprachkurse.

© Christoph Soeder/dpa

In den im Schnitt 90 Minuten dauernden Gesprächen gehe es um grundsätzliche Fragen zum Aufenthaltsstatus, zum Hochschulzugang, zur Studienfinanzierung – und sehr oft auch um die Wohnungssuche. Man habe zuletzt mehr Studierende aus der Ukraine in den eigenen Wohnheimen aufgenommen – statt vor dem Krieg 140 seien es jetzt 160. Gleichzeitig steige die Zahl der jungen Russ:innen, die aus politischen Gründen fliehen oder nicht zurückkehren wollen.

Die Beratungsangebote werden in einer Informations- und Koordinierungsstelle bei Studierendenwerk zusammengeführt, sagte Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne). „Ob ukrainisch oder russisch – wir differenzieren nicht zwischen Nationalitäten“, betonte aber Mai-Hartung ihre Linie bei den Angeboten.

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Eine solche Unterscheidung war allerdings der ukrainischen Seite sehr wichtig. Danylo Poliluev-Schmidt von der Allianz ukrainischer Organisationen in Berlin bat eindringlich um einen „kolonialismussensiblen Umgang“ mit den Studierenden. „Keine gemeinsame Unterbringung mit Russ:innen und Belaruss:innen“, forderte Poliluev-Schmidt.

Es gibt nicht nur in dieser Frage noch viel zu koordinieren. Auch mit der Arbeitsagentur: Die verweist aufs Bafög als Finanzierungsquelle, doch das erhält nur, wer einen regulären Studienplatz hat, wie Petra Mai-Hartung berichtete.

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