Hochschulen in Afghanistan
Taliban teilen die Uniwoche
Um eine vollständige Geschlechtertrennung an den Hochschulen herzustellen, müssen Studentinnen und Studenten der Kabul University und der Kabul Polytechnic University von vergangener Woche an jeweils an drei Wochentagen getrennt voneinander unterrichtet werden. Dies habe das Taliban-geführte Ministerium für Hochschulbildung mitgeteilt, wie University World News berichtet. Geplant sei, dieses Modell auf weitere Universitäten im Land auszudehnen.
An Tagen, an denen Frauen unterrichtet werden, sei Studenten der Zugang zu den Hochschulen untersagt und umgekehrt. Dozentinnen sei es darüber hinaus nicht erlaubt, Studenten zu unterrichten. Ältere, hochrangige Professoren dürften Studentinnen anleiten, aber nur deshalb, weil es nicht genug weibliche Professorinnen gebe.
Gegenüber University World News kritisierten einige Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Studierende die neuen Maßnahmen. Lehrende sehen demnach einen deutlichen Mehraufwand in der Lehre, da Kurse doppelt angeboten werden müssten. Es sei problematisch, ein Studium, das auf eine volle Woche ausgelegt ist, auf drei Tage zu verlegen. Die Anordnungen würden das Bildungssystem in eine falsche Richtung leiten, statt den Anschluss an internationale Standards zu finden.
Es sei außerdem unklar, ob Studentinnen die gleiche Qualität in der Lehre erhalten könnten wie Studenten, da jüngere, meist besser ausgebildete, Professoren sie nicht unterrichten dürfen. So sei der Ausbildungsstand der afghanischen Lehrenden zu Beginn des Hochschulaufbaus durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) 2002 sehr niedrig gewesen, wie Dr. Christian Hülshörster im Gespräch mit Forschung & Lehre erläutert hat.
Erst im Februar hatten staatliche Hochschulen in Afghanistan wieder geöffnet, nachdem der Betrieb seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 geruhte hatte. Zunächst waren Studentinnen und Studenten in getrennten Räumen oder in mit Sichtbarrieren versehenen Sälen unterrichtet worden.
cpy
