Bildung in Afghanistan : Die Träume müssen warten
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Hadia hat Angst, ihren Traum, Doktorin zu werden, nicht verwirklichen zu können. Bild: Zohra Bensemra/Reuters
Seit die Taliban zurück an der Macht sind, dürfen Mädchen in Afghanistan Schulen nur noch bis zur Beendigung der Grundschule besuchen. Träume vieler Schülerinnen sind damit auf Eis gelegt. Die Fotografin Zohra Bensemra hat drei Mädchen aus Kabul besucht.
Hawa sitzt zuhause in Kabul am Fenster und liest ein Buch. Wie viele andere junge Afghaninnen würde die 20-Jährige lieber zurück in der Hochschule sein. Dort studiert sie eigentlich Russische Literatur. Aber seit die Taliban zurück an der Macht sind, ist es jungen Mädchen untersagt, nach Beendigung der Grundschule weitere Bildung zu genießen.
Hawa ist frustriert und wütend: „Ich bin nicht dafür gemacht, zuhause zu sitzen. Wenn wir Kinder ernähren können, dann können wir auch für gesamte Familien sorgen. Aktuell sehe ich meine Träume dahinschwinden.“ Zuhause vertreibt sie sich die Zeit mit Malen, Lesen oder im Haushalt helfen.
Die meisten öffentlichen Schulen und Universitäten funktionieren momentan nicht. Die Führung der Taliban verspricht jedoch ein Bildungssystem, auch für Frauen, sobald man dies mit islamischem Recht in Einklang gebracht hat. Bisher ist das nicht passiert und viele bleiben skeptisch, wurde Mädchen und Frauen doch in der letzten Amtszeit der Taliban zwischen 1996 und 2001 Schule und bezahlte Arbeit komplett untersagt.
Am anderen Ende der Stadt ist auch Sahar zuhause gefangen. Die 17-Jährige will eigentlich Ingenieurin werden und lernt derzeit so gut es geht zuhause über das Internet. „Wenn mein Bruder und meine kleine Schwester jeden Tag von der Schule kommen, unterhalten sie sich über ihre Klassenkameraden und ihren Unterricht. Es macht mich traurig, nicht mehr selber zur Schule gehen zu können.“ Sie hilft den beiden aber regelmäßig bei ihren Hausaufgaben. Ihre Schwester Hadia ist zehn und auch sie merkt die Veränderung. Viele ihrer Lehrer und Mitschüler sind nicht mehr da, vermutlich weil sie während der Machtübernahme der Taliban geflohen sind. Selbst in ihrem jungen Alter sieht sie die vor ihr liegenden Schwierigkeiten: „Ich bin in der vierten Klasse und möchte gerne Ärztin werden. Aber in zwei Jahren darf ich die Schule nicht fortsetzen. Und, wie bei meiner Schwester, wird dieser Traum nicht in Erfüllung gehen. Das macht mir jetzt schon Angst.“